Unser Vorteil? Die Menschen, die sich für HN als grüne Hauptstadt begeistern!
von 42 Heilbronn
Im Oktober verleiht die EU-Kommission den Titel Green Capital Europe – unter anderem steht Heilbronn zur Wahl! Tatkräftige Unterstützung erhält die Bewerbung durch das Heilbronner Ökosystem, allen voran die 42 Heilbronn. Ein Gespräch mit Isabell Steidel, neue Senior Project Managerin City Dashboard an der 42.
Warum bewirbt sich Heilbronn auf den Green Capital Europe Award?
Drei Gründe: Erstens, Heilbronn ist heute schon sehr aktiv im Klimaschutz. Der Wettbewerb ist die Gelegenheit, das unter Beweis zu stellen und andere Kommunen zu inspirieren – und zwar europaweit. Zweitens: Wir wollen die Menschen aus Heilbronn noch stärker dafür begeistern, sich für ein gutes Klima in ihrer Stadt einzusetzen. Der Wettbewerb ist dafür ein tolles Instrument. Und drittens, was mir persönlich am wichtigsten ist: Wir müssen noch nicht perfekt sein, sondern Ziele definieren und aufzeigen, wie wir sie erreichen wollen. Der Wettbewerb ist für mich damit Startschuss für eine Veränderung zum Positiven. Das ist doch großartig. Und auch notwendig... gerade hat Heilbronn im bundesweiten Ranking den zweiten Platz der wärmsten Städte belegt.
Wie kann man sich den Wettbewerb vorstellen?
Eine wissenschaftliche Jury bewertet die Kandidaten anhand von sieben Kategorien, darunter Luftqualität, Biodiversität und Anpassung an den Klimawandel. Da müssen wir zeigen, wo wir aktuell stehen und was wir uns für die kommenden Jahre vornehmen. In den Vorrunden wurden unsere Lärmschutz- und Mobilitätskonzepte sowie die starke Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sehr positiv hervorgehoben – und wir haben die Einladung ins Finale bekommen. Das hat uns total gefreut! Vor allem, weil alles unheimlich schnell ging. Der Gemeinderat hat die Bewerbung erst im März beschlossen. Die Stadtverwaltung Heilbronn hat das Ganze dann innerhalb von nur zwei Monaten umgesetzt – und in der kurzen Zeit wirklich großartiges auf die Beine gestellt! Ende Oktober treten wir jetzt in Valencia gegen die Stadt Guimarães und gegen Klagenfurt am Wörthersee an.
Wie hoch sind Chancen für Heilbronn, den Wettbewerb zu gewinnen?
Beide Städte sind starke Konkurrenten, die wissen, was sie tun. So zählte Guimarães bereits im vergangenen Jahr zu den Finalisten. Aber: In Heilbronn haben wir einen großen Support der Stadtgesellschaft. Viele Menschen arbeiten hier mit Herzblut an nachhaltigen Projekten und haben schon Erstaunliches erreicht. Mein Lieblingsbeispiel: Heilbronn hat sich letztes Jahr dazu verpflichtet, bereits ab 2035 klimaneutral zu sein – zehn Jahre früher, als die Bundesregierung als Ziel ausgegeben hat! Dabei sind es die Bürgerinnen und Bürger gewesen, die diese ehrgeizige Zielsetzung von ihrer Stadt eingefordert haben. Sie haben eine große Unterschriftenaktion gestartet und die frühere Frist durchgesetzt. Außerdem bietet Heilbronn als wachsende KI-Hochburg und Wissensstadt ein großartiges Netzwerk. Viele der Akteure bringen eine frische Perspektive auf Klimafragen ein und unterstützen den Wettbewerb – wie zum Beispiel die 42 Heilbronn.
Wie unterstützt die 42 Heilbronn den Wettbewerb?
Die 42 hat in den vergangenen Jahren viele tolle Tools entwickelt, die von Anfang an auch einen gesellschaftspolitischen Beitrag leisten sollten. Als Thomas, der CEO der 42 Heilbronn, von dem Wettbewerb gehört hat, rief er sofort: „Die 42 Heilbronn ist dabei!“ Wir erarbeiten gerade ein neues Dashboard für die Stadt, das im Oktober auch in Valencia vorgestellt werden soll. Dafür werden Sensoren installiert, die künftig die Luft- und Wasserqualität sowie Lärmbelastung messen. Ein mega spannendes und komplexes Projekt, bei dem so viel zu beachten ist. Etwa ob die Sensoren den gleichen Sonneneinfall haben und die Messungen vergleichbar sind. Wir sind wahnsinnig froh, dass auch das Fraunhofer Institut, zwei Professoren der Hochschule Heilbronn und die Schwarz IT mit an Bord sind und uns mit ihrem Know-how unterstützen!
Warum sind Daten so wichtig?
Gerade bei Umweltfragen haben wir es oft mit einem großen Ohnmachtsgefühl zu tun. Die Herausforderungen scheinen gigantisch, man weiß gar nicht, wo man ansetzen soll. Daten helfen, Klimaschutz zu konkretisieren und auf Etappen herunterzubrechen. Und sie machen die eigenen Erfolge überhaupt erst sichtbar. Ich kann beispielsweise nachvollziehen, wie sich die Luftqualität verbessert, wenn ich in meinem Garten drei neue Bäume pflanze. Oder ich kann ganz genau nachmessen, wie viel CO2 ich spare, wenn ich das Auto stehen lasse und aufs Fahrrad umsteige. Meiner Erfahrung nach ist das unheimlich wichtig: Das Verständnis, dass mein Handeln auch einen echten Effekt hat.
Was begeistert dich persönlich an Klimapolitik?
Der Klimawandel stellt unser aller Leben doch von Grund auf in Frage. Da kann man in eine Depression verfallen – oder Kraft daraus schöpfen! Dabei habe ich politische Selbstwirksamkeit schon früh erleben dürfen. Ich bin 2012 hier in Heilbronn in den Jugendgemeinderat gewählt worden und habe ein Patenprojekt für Geflüchtete mitgegründet. Anfangs hätte ich nie gedacht, dass daraus wirklich etwas wachsen könnte. Aber das Diakonische Werk Heilbronn hat von der Idee mitbekommen und war total begeistert. Sie haben mir direkt eine FSJ-Stelle eingerichtet. Dadurch habe ich in dem Jahr rund 300 Personen vermitteln können und überwältigendes Feedback bekommen. Das war wirklich toll! Heute setze ich mich in verschiedenen Initiativen für eine sozialgerechte Klimapolitik ein, etwa bei beim G20-Jugendgipfel oder bei der World Bank Group, aber auch hier in Heilbronn als Stadträtin im Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsbeirat. Und jetzt an der 42 Heilbronn.
Warum ist die städtische Ebene in Klimafragen so wichtig?
Viele klimapolitische Entscheidungen werden vielleicht auf nationaler Ebene entschieden, aber wer den Wandel umsetzt, sind die Menschen direkt vor Ort – ob sie nun das Licht ausschalten, wenn sie den Raum verlassen, oder eine neue Klimainitiative starten. Und als Teil einer bunten und aktiven Stadtgesellschaft lernen wir, was überhaupt möglich ist, wenn wir die Dinge gemeinsam anpacken!
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