Schunk: 42ler leisten Pionierarbeit

von 42 Heilbronn

3.700 Mitarbeitende, Präsenz in 50 Ländern, Preisträger zahlreicher Innovationspreise: SCHUNK SE & Co. KG aus Lauffen am Neckar ist der klassische Hidden Champion. Über Dr. Martin May, der als Director Technology & Innovation Management insbesondere das Thema KI vorantreibt, und 42ler, die bei dem Maschinenbau-Zulieferer Pionierarbeit leisten.

Franziska und Rouven starten Anfang 2024 bei SCHUNK als Praktikanten. Ihr Auftrag: Einen digitalen Zwilling programmieren, der wesentliche Kennzahlen zu den 13.000 Produkten von SCHUNK automatisiert erfasst und zuordnet. Franziska: „Als uns Martin als Innovationschef am ersten Tag das Projekt erklärte, war ich zunächst etwas ratlos. Ich hatte kaum eine Vorstellung, was solche digitalen Zwillinge sind oder wozu sie gebraucht werden. Und schon gar nicht, wie man sowas programmieren kann.“ Rouven, der vor seinem Start an der 42 Heilbronn neun Jahre als Konstrukteur bei einem Automobilzulieferer gearbeitet hat, ist die SCHUNK-Welt zwar grundsätzlich vertraut. Was aber die Programmierungsaufgabe betrifft, weiß er im ersten Moment auch nicht weiter. „Das war genauso wie an der 42“, lacht er. „Hier ist eine Aufgabe. Den einen, bekannten Lösungsweg gibt es nicht – fuchs dich rein, entwickle den passenden Code. Und zwar am besten mit Künstlicher Intelligenz.“

SCHUNK setzt seit vielen Jahren konsequent auf digitale Lösungen und investiert in den Ausbau seines digitalisierten Portfolios mit dem Ziel einer durchgängig vernetzten Produktion. Die weltweite Präsenz wächst. So hat das Unternehmen Mitte August einen Standort 200 Kilometer nördlich von Mexiko-Stadt eröffnet und Ende September in Shanghai nachgelegt. KI soll diese Entwicklung weiter forcieren, man positioniert sich als Vorreiter. So setzt das Unternehmen nach und nach KI auch in seinen Produkten und Services, wie beispielsweise in einer eigens entwickelten Bilderkennungssoftware, ein. Der Effekt: Roboter können Schrauben oder andere Komponenten in Millisekunden voneinander unterscheiden und exakt zugreifen – im Maschinenbau eine Art Revolution. Martin May: „Früher wollten unsere Kunden bestimmte Produkte haben. Heute erwarten sie, dass wir ihnen Lösungspakete anbieten. Das ist eine deutlich komplexere Aufgabe, bei der KI in unterschiedlicher Form unterstützen kann – und damit schlicht die Zukunft.“

Das Heilbronner Umfeld bietet dafür den perfekten Rahmen. Aus Sicht von Martin May gibt es europaweit keine zweite Region, in der KI-Anwendungen ähnlich intensiv ausprobiert und entwickelt werden. Der Innovationspark Künstliche Intelligenz – kurz IPAI – spielt für ihn dabei eine wesentliche Rolle. SCHUNK ist von Beginn an dabei. Martin May: „Der IPAI bietet einzigartige Möglichkeiten, um mit anderen Unternehmen wie Audi und Würth zu kooperieren und voneinander zu lernen und dadurch KI-Anwendungen schneller umzusetzen. Kooperation ist gerade bei Technologien, die sich dynamisch entwickeln, von enormer Bedeutung.“ Hinzu komme, so May, die Außenwirkung: „Wer hier präsent ist zeigt Kunden und Partnerunternehmen, dass er es mit KI wirklich ernst meint und vorne mitspielt.“ Der IPAI sei aber nur ein Baustein des unvergleichlichen KI-Ökosystems. Ein weiterer: die 42 Heilbronn. Martin May kennt das Konzept der 42 schon seit vielen Jahren aus Frankreich. Und schätzt sie: „Wer von der 42 kommt, weiß, wie Coden geht. Die Absolventinnen und Absolventen können projektbezogen arbeiten und neue Lösungen finden“.

So auch bei dem Thema digitaler Zwilling. Den ersten Schrecken veratmen die 42ler rasch. Franziska: „Von der 42 wissen wir einfach, dass wir auch komplexe Aufgaben hinbekommen können.“ Und es klappt. Nach vier Wochen haben sie einen funktionierenden Code programmiert. Sie können nun digitale Zwillinge für alle 13.000 Produkte erstellen, die ein digitales Typenschild sowie technische Daten und Dokumente beinhalten. Und die nächste große Aufgabe wartet schon: Es gilt, Daten, die für mögliche Kunden rund um das Unternehmen wichtig sind, KI-gesteuert zu erfassen und zu verarbeiten! Zum Hintergrund: Will SCHUNK sich als Zulieferer bei einem möglichen Kunden bewerben, müssen Hunderte Daten von Sicherheitszertifizierungen über Tochterfirmen, Lieferbedingungen, Bankverbindungen bis zur Firmenadresse erfasst, in PDFs abgespeichert und versendet und hinterher wieder manuell aus dem PDF in die firmeninternen Systeme übertragen werden… Ein großer Aufwand, der viel Zeit in Anspruch nimmt. Mit der neuen Lösung könnte der Prozess automatisiert werden.

Franziska und Rouven leisten damit bei SCHUNK echte Pionierarbeit. SCHUNK ist einer der Vorreiter, der diese Prozesse KI-gesteuert in einen digitalen Zwilling überführt. Schon im Juni können sie bei einem SCHUNK-internen Hackathon demonstrieren, dass die Idee funktioniert: Auf Basis echter Unternehmensdaten und mit Unterstützung eines eigenen SCHUNK-GPTs werden PDF automatisiert ausgefüllt. Franziska: „Zu sehen, dass sowas wirklich funktioniert und relevant ist, das ist schon eine großartige Sache.“ Tatsächlich hat das Konzept auch in der Szene für Furore gesorgt: Anfang September hat die vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) geförderte Industrial Digital Twin Association (IDTA) eine eigene Arbeitsgruppe dazu gegründet, um das Modell mit anderen Firmen abzustimmen und als offizielles Modell in den Standard aufzunehmen. Die Federführung liegt bei SCHUNK.

Für Martin May eine Bestätigung: „Natürlich hatte ich eine gewisse Erwartungshaltung. Dass die Studenten aber in so kurzer Zeit quasi ohne Einarbeitung die digitalen Zwillinge entwickelt haben, das begeistert mich dann doch!“ Andersrum gefällt den beiden 42lern das Unternehmen. Die flachen Hierarchien, das kollegiale Miteinander, die spannenden Projekte. Ergebnis: Franziska und Rouven starten zum Oktober bei SCHUNK in ihre Festanstellung. Der digitale Zwilling wird sie noch weiter begleiten. Rouven dazu: „Das Potenzial ist noch bei weitem nicht ausgeschöpft. Den digitalen Zwilling nutzt SCHUNK auch im Nachhaltigkeitsmanagement, zum Beispiel um den CO2-Fußabdruck automatisiert zu ermitteln. Was gibt es Tolleres als dafür zu coden?!“

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