Wir machen das spannendste Cybersicherheitsprojekt – und die 42 ist dabei!

von Nadia Aleksan

Ende 2021 übernimmt die Schwarz Gruppe das israelische IT-Sicherheitsunternehmen XM Cyber. Kurz danach ist klar, dass 42-Coder vor Ort Praktika wahrnehmen werden. Ein Gespräch mit Rolf Schumann, Vorstandsvorsitzender von Schwarz Digital und Mitglied des 42 Heilbronn Boards.

Knapp ein Jahr nach der Übernahme: Wie läuft die Zusammenarbeit?

Gleich vorweg, der Begriff Übernahme passt nicht. Es war von Beginn an eine echte Partnerschaft. Ursprünglich wollten wir XM ja gar nicht übernehmen, sondern einfach Kunde werden. Die haben damals schon Schwergewichte aus der Bankenbranche und der Industrie betreut. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge mit den XM-Gründern. Quasi Brüder im Geiste, seien es die Perspektiven auf kommende Cybersicherheitsthemen oder einfach der Umgang, der vom ersten Tag an freundschaftlich und offen war. Sowas habe ich noch nicht oft erlebt. Als wir dann hörten, dass eine US-Gesellschaft unseren künftigen Partner übernehmen wollte, mussten wir schneller sein.

Was macht das Know-how von XM Cyber aus?

Vorab: Unsere IT-Sicherheit hat auch vorher schon einen Riesenjob gemacht. Wir sind mit über 13.000 Lidl- und Kaufland-Filialen und insgesamt 550.000 Mitarbeitern in 32 Ländern vernetzt – dennoch hat es nie einen ernsteren Sicherheitsvorfall gegeben. Das ist echt eine Leistung. Dann haben wir Anfang letzten Jahres mal durchgespielt, was bei einem erfolgreichen Cyberangriff passieren würde. Im Ergebnis wollten wir prüfen, inwiefern wir unsere IT-Sicherheit weiter verbessern können. Wir wussten, dass wir bereits überdurchschnittlich gut waren, aber trotzdem fehlte irgendwas.
Wir haben uns umgeschaut und sind auf XM Cyber gestoßen. Deren unglaubliches Plus: Die haben ein komplett anderes Mindset! Die betrachten Cybersicherheit nicht aus der Perspektive der sich verteidigenden Opfer, sondern aus der Perspektive der Angreifer. Deshalb denken die auch nicht reflexhaft daran, die IT-Mauern einfach höher zu bauen, sondern suchen gezielt nach den Lücken. Und das mit maximaler Konsequenz. Es ist zum Beispiel üblich, dass man freundliche Hacker bezahlt, um die eigene IT-Infrastruktur anzugreifen. XM Cyber macht das automatisiert. 24 Stunden am Tag attackieren sie die Schwarz Gruppe. Da das über Simulationen abläuft, stört es auch im „Erfolgsfall“ zu keinem Zeitpunkt. Sonst kann es schon mal vorkommen, dass einzelne Systeme ausfallen.

Warum hat sich XM Cyber für die Schwarz Gruppe entschieden?

Wie gesagt, erstens stimmte von Beginn an die Chemie. Wir teilen die gleichen Werte, die gleichen Visionen. Und dann war für uns von Anfang an klar, dass wir XM Cyber ihre Eigenständigkeit lassen. Wir hängen die nicht irgendwo in die Organisation der Schwarz Gruppe rein, vergraulen die Gründer und lassen den Rest einfach für uns arbeiten. Im Gegenteil, XM Cyber soll wachsen und seine Kultur bewahren. Das klappt: Die Gründer sind nach wie vor dabei, die Fluktuation ist minimal und das Unternehmen wächst. Insgesamt haben wir eine fantastische Arbeitsteilung. XM Cyber entwickelt die weltweit besten Sicherheitskonzepte und schützt die Schwarz Gruppe. Gleichzeitig haben sie über unser Netzwerk unglaubliche Wachstumschancen.

Sie sind Mitglied des 42 Heilbronn Boards. Wo gibt es Überschneidungen?

Das klingt vielleicht etwas pathetisch, aber zunächst einmal herrscht in der Schwarz Gruppe ein Verantwortungsbewusstsein, das weit über das Unternehmen hinausreicht. Wir wollen uns engagieren, um die Gesellschaft insgesamt voranzubringen. Dazu zählt auch unser Engagement bei der 42 Heilbronn. Siehe Cybersicherheit, eines der Kernthemen überhaupt, wenn man an Coden denkt. Da haben wir eine Menge zu bieten und das wollen wir bei der Schule einbringen. Wir wollen das Wissen verbreitern und direkt in die Ausbildungszyklen einbringen. Eine tolle Möglichkeit sind natürlich Praktika. Und nicht irgendwo, sondern genau da, wo man den Pulsschlag spürt, bei unseren Freunden in Tel Aviv. Seit einigen Wochen ist Nikolai von der 42 vor Ort, David wird bald folgen. Was gibt es Größeres, als bei den weltweiten Top-Cyberexperten mitarbeiten und deren Sichtweisen im Alltag erfahren zu können? XM Cyber hat ein Apartment für Gäste gemietet, da kommen sie unter. Und Neulinge profitieren in Israel meist von richtig guten Patenkonzepten. So werden Nikolai und David beispielsweise in Familien aufgenommen. Sie fahren am Wochenende gemeinsam ans Rote Meer, lernen Land und Leute wirklich kennen. Da eröffnen sich auf vielen verschiedenen Ebenen fantastische Möglichkeiten.

Aber warum haben sie ausgerechnet Praktikanten der 42 Heilbronn genommen?

Das 42-Konzept ist überragend. In Ausbildung und Studium spielt Auswendiglernen oft eine große Rolle, weniger die Begeisterung oder das tiefe Interesse. Das ist hier genau anders: An der 42 verfolgen die Menschen ihre Leidenschaften, sie machen, wozu sie sich berufen fühlen. Das bringt eine viel höhere Zufriedenheit und eine ganz andere Qualität mit sich. Hinzu kommen drei Aspekte. Erstens lernen sie hier echte Grundlagen, das ist nicht besonders lustig. Aber wenn man da durchkommt, hat man eine echte Basis. Zweitens genießen die Studierenden hier maximale Freiheiten, sie können sich kreativ entfalten. Eine Geisteshaltung, die ihnen später helfen wird, Probleme auf innovativen Wegen zu lösen. Und drittens bin ich mir absolut sicher: Wer hier sozialisiert wird, der wird sein Leben lang danach
streben, mehr zu erfahren, Neues zu erlernen. Das ist doch perfekt!

Übrigens sehen das unsere israelischen Partner genauso. Die Bewerbungsgespräche für die zwei Praktikumsplätze haben der CEO und der CTO von XM Cyber gemeinsam mit mir in der 42 Heilbronn durchgeführt. Das war recht spontan. Und seither höre ich aus Tel Aviv nur Gutes über Nikolai – das wird bei David auch so sein.

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