Von Fehlerteufeln und KI: 42-Praktikant entwickelt neue Lösung
von 42 Heilbronn
Mai 2023: Fehlermeldung beim Kamerahersteller IDS. In einer Großbestellung von rund 600 Kameras sind gleich mehrere defekt. Das Fehlerbild: diffus. Wie viele betroffen sind, ist noch unklar. Die Zeit drängt, innerhalb von 2 Wochen müssen möglichst viele, zwingend fehlerfreie Kameras an den Kunden gehen. Tim – Student an der 42 – entwickelt einen Performance-Check. Und die Lieferung verlässt pünktlich das Werk in Obersulm.
IDS baut Industriekameras. Mehr als 350 Mitarbeitende, 11.000 Kunden in 70 Ländern, rund 1,8 Millionen IDS-Kameras weltweit im Einsatz – für Unternehmen wie IDS wurde der Begriff Hidden Champion erfunden. Die Kameras und Bildverarbeitungssysteme kommen im Geräte-, Anlagen- und Maschinenbau zum Einsatz. Ebenso in Landwirtschaft und Medizintechnik. Geschäftsführer Jan Hartmann: „Auch wenn es banal klingt, es sind Qualität und Innovationskraft, mit denen wir weltweit punkten. Defekte Kameras zu verschicken, das würde nicht lange gut gehen.“
Abteilung Trouble-Shooting
Tim arbeitet als Praktikant in eben jener Abteilung, die bei Qualitätsproblemen zu Rate gezogen wird. Der 42-ler: „Eigentlich sind wir die Trouble-Shooter bei IDS. Wenn es irgendwo in der Produktion hakt und die in der Produktion verwendete Software Probleme macht, klingelt bei uns das Telefon.“ Dazu muss man wissen, dass IDS hochspezialisierte Geräte mit mehr als 3.000 verschiedenen Modellen herstellt.
Tims Trouble-Shooter-Qualität wird bei IDS frühzeitig auf die Probe gestellt. Tim: „Von Tag eins sollte ich eine neue Software entwickeln, die komplexe Fehlerquellen in der Produktion erkennen und helfen kann, die Produktion zu verbessern. Dann kam das erwähnte Problem mit der Großbestellung und mein Chef fragte, ob ich einen Performance-Check innerhalb einer Woche programmieren könnte.“ Tim kann. An einem Freitag hat er die Software fertig, einen Tag vor der Deadline. Und sie funktioniert. Defekte Kameras werden damit sicher erkannt und aussortiert, IDS liefert pünktlich ab. „Ich dachte, wie geil ist das denn, dass meine Coding-Ideen so direkt auch zum Einsatz kommen“, so Tim.
Dass das so gut klappte, hat auch viel mit dem 42-Spirit zu tun. Jan Hartmann verweist darauf, dass die Coder von der 42 eine ganz besondere Arbeitsweise auszeichnet: „Die fassen im Vergleich zu klassischen Uni-Studenten Probleme anders an. Da ist eine enorm hohe Eigenständigkeit und sie kombinieren die 42-Coder mit einem ausgeprägten Teambewusstsein – beeindruckend.“
KI-Showcase
Dieses Rüstzeug qualifiziert Tim auch dazu, IDS beim Thema KI zu unterstützen. Das Unternehmen zählt zu den Vorreitern und hat schon vor fünf Jahren damit begonnen, das Potenzial von KI für Kamerasysteme auszuloten. Hartmann: „Werden Kamerasysteme mit der richtigen KI-Bildverarbeitung zusammengebracht, sind großartige Dinge möglich.“ Als Beispiel verweist er auf eine landwirtschaftliche Anwendung: „Jeder will weniger Pestizide einsetzen. Installiert man ein KI-gestütztes Kamerasystem an Trecker oder Spritze, können die Pestizide punktgenau gegen das Unkraut eingesetzt werden, weite Ackerflächen bleiben hingegen unbehandelt.“
Eine Verheißung, auch für zahllose Industrieanwendungen. Allerdings, so Hartmann, gebe es gerade unter baden-württembergischen Mittelständlern große Vorbehalte. KI sei schwer unter die Leute zu bringen. Zu groß die Sorge, dass die viel beschworene KI-Black-Box Schaden anrichten könnte. Der IDS-Geschäftsführer sieht sich hier ein Stück weit als Aufklärer. Sein Ansatz: KI-Anwendungen konkret zeigen, viel erklären und Ängste nehmen. In diesem Sinn kann in Obersulm eine KI-gestützte Produktionsanlage in Augenschein genommen werden. Hartmann: „Wir entwickeln gerade eine eigene KI-Anwendung und zeigen sie demnächst als eine Art Showcase. Der offene Austausch über Grenzen und Möglichkeiten ist enorm wichtig.“
Vollzeit
Tims Aufgabe ist es, die KI-Software für die Produktion eines neuen Kameramodells zu trainieren. Das Ziel: KI-gestützt einen Produktionsschritt zu kontrollieren und ein fehlerhaftes Zusammenbauen der hochwertigen Einzelteile zu verhindern. Tim: „Gemeinsam mit meinen Kollegen habe ich mir alle möglichen Szenarien ausgedacht, was in der Produktion so schief gehen könnte.“ Dafür hat er Hunderte Bilder aufgenommen, sie als richtig und falsch klassifiziert und die KI damit gefüttert. Dass Tim zuvor keine Erfahrung mit KI gesammelt hatte, störte bei IDS niemanden. Tim bleibt übrigens noch etwas länger bei IDS: Ab September ist er nicht mehr IDS-Praktikant, sondern ein Mitarbeiter in Vollzeit!
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