Man lernt, mit Ambivalenzen umzugehen!

von Nadia Aleksan

Constantin Schreiber

Unternehmensgründung mit 23 Jahren. Über 100 Millionen US-Dollar eingesammelt. Vom Forbes-Magazin geadelt. Constantin Schreiber macht Furore – und hat wichtige Lektionen bei der 42 gelernt.

Anfang Mai 2022, per Videocall sind wir mit Constantin verbunden, der gerade in New York mit seinen Mitgründern Mike Mahlkow und David Nordhausen die Strategie der nächsten Monate abgesteckt und neue Mitarbeitende kennengelernt. Mit seinem Start-Up Blair will er die Studienfinanzierung in den USA revolutionieren: Junge Menschen erhalten Geld von Blair und zahlen es später zurück – wer allerdings arbeitslos ist oder nur ein geringes Einkommen hat, bekommt die Auslagen gestundet oder gar erlassen. Wer hingegen gut oder sehr gut verdient, zahlt mehr als die ausgezahlte Summe zurück. Der bildungs- und sozialpolitische Bedarf ist enorm: Über 43 Millionen Menschen tilgen in den Staaten Studienkredite im Wert von insgesamt rund 1,6 Billionen US-Dollar. Eine unfassbare Summe. Immer mehr Menschen geraten in Zahlungsschwierigkeiten.

„Game over“ stand kurz bevor
Die Idee klingt überzeugend, der Start ist dennoch äußerst schwierig. Beispiel: Obwohl Blair keine Kredite vergeben wird, muss das Start-up eine Banklizenz haben. Die Anwaltskosten liegen dafür zwischen 50.000 und 150.000 US-Dollar – für jeden einzelnen der 50 Bundesstaaten. Um ein Haar hätte dies das Ende von Blair bedeutet. Constantin: „Welcher Geldgeber sollte uns Millionen in die Hand drücken, nur, damit wir Formalitäten abwickeln? Das konnte nicht klappen, game over.“ Er beschreibt, wie sie sich durchfuchsen mussten, nächtelang über alternative Wege diskutierten und gemeinsam mit einem befreundeten Anwalt dann tatsächlich eine Lösung fanden. Ein Prozess, den er von der 42 nur zu gut kennt.

Warum die 42 den Unternehmergeist stärkt
Rückblick: 2018, Constantin studiert an der CODE Berlin und erhält zusammen mit zwei weiteren Studierenden die Chance, an die 42 Silicon Valley zu gehen. Er besteht das 4-wöchige Auswahlverfahren – die sogenannte Piscine – und bleibt insgesamt ein halbes Jahr. Constantin beschreibt die Zeit als ebenso intensiv wie inspirierend. Wochenlang verlässt er den Campus höchstens zum Schlafen, codet bis zu 14 Stunden am Stück und erlebt ein enormes Gemeinschaftsgefühl. Constantin: „Wir hatten da wirklich komplexe Aufgaben zu lösen und niemanden, der Dir sagt, wie Du das anstellen sollst. Wir haben verschiedene Optionen erkannt und mussten lernen, mit Ambivalenzen produktiv umzugehen. Letztlich ist das Unternehmertum pur.“ Diese Erfahrung hilft ihm später, wie er sagt, auch das Problem mit den Banklizenzen zu bewältigen. Inzwischen läuft die App, Blair unterstützt Studierende und arbeitet auch direkt mit Bildungseinrichtungen zusammen.

Programmieren von der Pike auf lernen
Dabei begrenzt Constantin die Bedeutung der 42 keineswegs auf solche Soft Skills. Im Gegenteil. An der 42 erlernt er Grundlagen wie die Programmiersprache C und die Skriptsprache Bash, was ihm jetzt zugutekommt: „Wer Fundamentals beherrscht, ist ein besserer Problemlöser.“ Das gelte insbesondere beim sogenannten Debuggen, wo es darauf ankommt, Software systematisch um Fehler zu bereinigen.

42 Heilbronn – eine Keimzelle für die ganze Region
All das erwartet er auch von der 42 Heilbronn. Er kommt aus der Gegend, ist im zehn Kilometer entfernten Schwaigern aufgewachsen. „Die Typen, die sich für die 42 entscheiden und dann auch genommen werden, sind sich ähnlich, egal wo die studieren. Aber das Umfeld hier ist natürlich nicht mit dem Silicon Valley zu vergleichen.“ Constantin erzählt von dem Gründerspirit, der in Kalifornien herrscht. Von dem digitalen Ökosystem, das hilft, neue Ideen in die Wirklichkeit umzusetzen. Und von Geldgebern, die dort bereit sind, deutlich größere Risiken einzugehen als in Deutschland. Das müsse aber keineswegs so bleiben: „Mit jedem erfolgreichen Start-Up wird sich auch hier die Kultur verändern und Geld in den Gründungskreislauf spülen.“ Die 42 Heilbronn könne dabei eine wichtige Rolle spielen, da sie spannende Menschen aus der ganzen Welt nach Baden-Württemberg ziehe. Zudem, so Constantin, blicken die Tech-Szene und etwaige Geldgeber nun an den Neckar: „Ich bin mir sicher, dass aus dem Umfeld tolle Projekte entstehen.“ Dabei zählt er selber natürlich auch zum Netzwerk der 42 Heilbronn – und inspiriert zahlreiche Studierende.

 

 

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